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The story of Cindy + Bert
Es mag uns erscheinen wie ein Märchen...

„Es war einmal ein Norbert, der hiess Berger. Norbert Berger versucht sich in den kulturellen Untiefen der frühen 60er Jahre als Gitarrist in der Amateurband „Blue Birds“, um wenigstens auf diese Weise mal an ein Mädchen ranzukommen. Als auch das nichts hilft, die Bandmitglieder in ihrer Verzweiflung beinahe soweit sind, selbst gegenseitig Hand anzulegen, da kommt es Norbert ... nämlich in den Sinn, ganz einfach eine Sängerin zu suchen, die sich die Musikanten fortan von hinten betrachten können, wenigstens während der Auftritte. Sie entdecken Jutta Gusenburger und da die „Blue Birds“ bereits sämtliche Dorfkneipen zwischen Flensburg und Neustadt/Holstein leer geschrammelt haben, firmiert man künftig unter „Jutta und das Quintett Royal“. Jutta und Norbert finden sich anfänglich eher abstossend. Norbert findet Mädchen zwar klasse, hält Sängerinnen aber für nymphoman und polymorph-pervers. Seinen Analytiker lässt Norbert wissen, dass er letztmals in einer Frau gewesen sei, als er mit seiner schlagenden Verbindung „Arminius“ die New Yorker Freiheitsstatue besichtigt habe. Jutta findet Norbert ekelig, was daran liegen mag, dass er sich seit jenen Tagen des musikalischen Idylls optisch nicht sonderlich verändert hat.

Ihre Plattenfirma, der nach dem permanenten Sturzflug der „Blue Birds“ ohnehin schon alles egal ist, kommt auf die apokalyptische Idee, die beiden als Duo „Cindy und Bert“ auf deutsche Trommelfelle loszulassen. Mittlerweile hat es zwischen beiden gefunkt, dass es nur so kracht. Die Band darf als Begleitung zwar dabei bleiben, treibt Norbert aber mit den gierigen Blicken, die während der nicht ganz ausverkauften Auftritte auf Cindys Schultern ruhen, schier in den Wahnsinn. Nach dem legendären Konzert in „Uschis Schlemmerecke“ in Eutin stellt Cindy vor versammelter Mannschaft klar: „Anfassen is´ nich´!“ Es kommt zum Bruch.

1969 nehmen Cindy und Bert ihre erste Single auf: „Saturday Morning“. Der Song beschreibt das waghalsige Leben eines jugendlichen Konsumenten weicher Drogen, der sich bereits freitagabends dermassen zudröhnt, dass er Samstagmorgen glaubt es sei bereits Montagmittag. Zwei Jahre später steigen beide hauptberuflich ins schillernde Showgeschäft ein. Der große Durchbruch gelingt dem schlagenden Duo -kurz: Schlagerduo- 1973 mit dem Gassenhauer „Immer wieder sonntags“. Das verschwommene Lied wird von Musikwissenschaftlern als Fortsetzung ihres ersten Hits interpretiert: derselbe Junkie hat sich mittlerweile insoweit an sein Orientierungsproblem gewöhnt, dass er den weichen Drogen vom Freitag am besungenen Sonntag härtere Sachen folgen lassen kann und erst am Freitagmorgen wieder aufwacht. Eine Drogen-Trilogie wird durch diesen Tagesrhythmus unmöglich. Die Fachpresse prophezeit den beiden ein baldiges Ende. Doch Jutta und Norbert kämpfen! Bis 1976 werden Cindy und ihr Bert fünfmal mit der Goldenen Europa ausgezeichnet und erhalten den Goldenen Löwen von RTL. Evergreens des auch vor laufender Kamera verschmusten Duos erreichen eine Auflage von 1,5 Millionen Stück. Unvergessen: „Spaniens Gitarren“, „Aber am Abend, da spielt der Zigeuner“ oder „Wenn die Rosen erblühen in Malaga“. Damals war Spanien noch Exotik und Gott sei Dank Diktatur.

1974 vertreten Cindy und Bert die Bundesrepublik Deutschland mit dem Titel „Sommermelodie“ beim Grand Prix de la Chanson in Brighton. Gemeinsam mit Lappland und Burkina Faso belegen unsere beiden Helden den letzten Platz. Im Anschluss an ihren Auftritt kommt es zu einer ersten grossen Fluchtbewegung westdeutscher Bürger in die Ostzone. Gerüchte, Nobbi habe hinter der Bühne Abba-Sängerin Agneta ob ihrer Ähnlichkeit mit der Freiheitsstatue zu knuddeln versucht, stören sein Verhältnis zu Cindy. Abba gewinnt den Grand Prix mit „Waterloo“, startet eine Weltkarriere und Norbert und Agneta sehen sich niemehr wieder. Jutta, Norbert, Cindy und Bert raufen sich noch einmal zusammen und erobern deutsches Gebiet im Sangessturm zurück. Dieter Thomas Heck, der schon in diesen frühen Tagen vor jeder Ausstrahlung der Hitparade einen halben Kasten Jever Pils leeren muss, um den Schmerz zu ertragen, hilft ihnen wieder auf die Beine. Er gaukelt Norbert vor, sich in Jutta verguckt zu haben, der ratzeputz erkennt, was er an seiner Cindy auch diesseits der Bühne hat. 1988 wird ihre Ehe nach 21 Jahren geschieden. Nach eigener Aussage haben sich beide stets als Traumpaar empfunden, aber niemals den Druck der breiten Öffentlichkeit gespürt, eines sein zu müssen. Die breite Öffentlichkeit dafür aber umso mehr. Cindy und Bert gehen musikalisch wie privat eigene Wege. Als das geschulte Ohr sich gerade regeneriert zu haben glaubt, lallt Heck beiden 1994 eine Einladung zur „Oldie-Hitparade im ZDF“ auf die Anrufbeantworter. Sie treten gemeinsam auf -blasen wieder Sommer, Sonne, Erika in die triefenden Mikros- und das Publikum kollabiert kollektiv vor soviel Sentimentalität. Seitdem geben beide wieder gemeinsam Konzerte. Im Februar 1996 treten „Cindy & Bert GmbH&Co.KG“ zum 50. Mal in der Hitparade auf. Heck verschläft den Auftritt in einer Lache Erbrochenem in seiner Garderobe.

Cindy und Bert können auf 40 Singles und 20 Alben zurückblicken.“

Wann -diese Frage lässt das Märchen offen- dürfen wir endlich auf Cindy und Bert zurückblicken?