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Joseph Beuys [1921-1986]
 

Beuys war mit seinen Aktionen, Objekten, Installationen und Zeichnungen der (auch international) bedeutendste deutsche Avantgardist nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Zentrum seines Schaffens stand zunächst der `erweiterte Plastikbegriff´, später umfassender der `erweiterte Kunst- und Wissenschaftsbegriff´, beide von Beuys Beschäftigung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners abgeleitet.

Hinzu kam Beuys spezifisches Verständnis von den fundamentalen Gegensätzen alles Existierenden, das sich in der Verwendung entsprechender Materialien manifestierte: Er setzte Wärme mit Evolution und Kreativität gleich, verkörpert u.a. in den Materialien Fett (im Sinne von Wärmeenergie, aber auch dem Freisetzen von Gedanken) und Filz (Wärmespeicher, Isolation gegen Kälte), die im Werk eine große Bedeutung haben (z.B. `Der Fettstuhl´, 1963, Landesmuseum Darmstadt). Fett steht in flüssiger Form für Leben und erstarrt für Tod.  

In dem Bestreben, die rationalistische Zergliederung von Kunst, Wissenschaft und anderen Lebensbereichen zugunsten einer wiederzugewinnenden Ganzheit von Natur und Kultur zu überwinden, griff Beuys auch auf archetypische Symbole früher Gesellschaften wie Elch oder Hirsch zurück.

Einen entsprechend ritualisierten Charakter hatten die Aktionen von Anfang der 60er bis Mitte der 70er Jahre (z.B. `Coyote – I like America and America likes me ´, 1974, New York), mit denen Beuys auch zu einem der führenden Künstler der Fluxusbewegung wurde. Er entwickelte seinen Begriff der `sozialen Skulptur/Plastik´, der die Totalität von Kunst in allen Lebensbereichen beinhaltet. Sinnbildlich dafür steht auch Beuys Einsatz auf dem Gebiet des Umweltschutzes, wie die Aktion `7000 Eichen´ (1982) auf der Kasseler documenta 7 [siehe Foto].