|
|
|
|
Rudolf „Rudi“ Dutschke
Rudi Dutschke ist Symbolfigur der 68er Generation; sein Name ist Inbegriff flammender Reden und handgreiflicher Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt zur Zeit der Studentenrevolte Ende der 60er Jahre. Nach dem Abitur wollte der begeisterte Leichtathlet zunächst Sportjournalismus an der Universität Leipzig studieren, erhielt dort jedoch keinen Studienplatz, weil er den Wehrdienst in der NVA der DDR verweigert hatte. So pendelte Dutschke ab 1960 regelmäßig nach Berlin (West), um das Westabitur nachzuholen.Der Mauerbau im August 1961 veranlaßte ihn, im Westteil der Stadt zu bleiben, wo er an der Freien Universität ein Soziologiestudium aufnahm. Zwischen 1965 und 1968 wurde Dutschke zum führenden Theoretiker der außer-parlamentarischen Opposition (APO) und bekanntester Sprecher des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Geschult an Adorno, Lukács, Marcuse und Marx verfocht er seine Thesen von der manipulierten Gesellschaft. Nach Bildung der Großen Koalition aus SPD und CDU/CSU (1966) und der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg (1967) durch einen Polizisten während des Besuchs von Schah M. Resa Pahlawi organisierte Dutschke in Berlin zahlreiche Proteste und Demonstrationen, die ihn einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machten. 1966 heiratete er die Amerikanerin Gretchen Klotz. Dutschke veranlaßte zahlreiche, auch provokante Aktionen gegen die konservativen politischen Strukturen in der Bundesrepublik. Mit den sog. „Offensivaktionen“ gegen den Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze hoffte er, Minderheiten gegen die Verstaatlichung von Gewalt und Radikalität gegenüber Andersdenkenden mobilisieren zu können. Dutschke proklamierte den „langen Marsch“ durch die Institutionen und forderte die grundsätzliche Reform des Staates als erstes Recht, aber auch erste Pflicht seiner Bürger ein. Am 11. April 1968 wurde Rudi Dutschke in Berlin auf offener Straße von dem 23jährigen Arbeiter Josef Bachmann niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Das Attentat löste eine Welle von teilweise gewalttätigen Ausschreitungen aus, in deren Zentrum der Protest gegen Hetzkampagnen der Springer-Presse standen; Gerüchte um ein staatlich gelenktes Attentat machten die Runde. Dutschke überlebte und nahm nach langem Genesungsprozeß 1971 sein Soziologiestudium in London wieder auf, wurde aber kurze Zeit später von den britischen Behörden des Landes verwiesen. Er zog in das dänische Arhus und übernahm an der dortigen Uni einen Lehrauftrag. Wieder in Berlin, erwarb Dutschke 1974 den Doktortitel an der Freien Universität. Am 24. Dezember 1979 verstarb Rudi Dutschke unerwartet in Arhus - vermutlich an den Spätfolgen der während des Attentats erlittenen Kopfverletzungen. Er hinterließ die Kinder Hosea Che und Polly Nicola. Knapp vier Monate nach seiner Beisetzung in Berlin wurde das dritte Kind, Rudi Marek, geboren. Eine Steintafel im Gehweg vor dem Haus Kurfürstendamm 141, 10709 Berlin, enthüllt am 23.12.1990, erinnert heute an das Attentat auf Rudi Dutschke, das an dieser Stelle stattgefunden hat; Inschrift:
ATTENTAT auf RUDI DUTSCHKE - 11. April 1968 - An den Spätfolgen der Schußverletzung starb Dutschke 1979. Die Studentenbewegung verlor eine ihrer herausragendsten Persönlichkeiten.
|