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DAS ENTSCHLÃœSSELTE GENOM von:

Rezzo Schlauch
dt. Jurist und Politiker     Genom
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Die Redaktion distanziert sich von diesem Text aus dem Netz !

Steigt Rezzo Schlauch nach beschwerlicher und kostenloser Erste-Klasse-Fahrt vor einem beliebigen deutschen Bahnhof in ein Taxi, so antwortet er auf die Zielortbestimmung des Fahrers stets mit: „Egal wohin, ich werde überall gebraucht.“ Daß dem tatsächlich so ist, mag ein von ihm angebotener Workshop für rhythmische Sportgymnastik an der Deutschen Sporthochschule Köln belegen; niemand versucht graziler als Schlauch, den unglaublichen Spagat zwischen blaßgrüner Parteiikone und drittklassigem Franz-Josef-Strauß-Imitat zur Höchstnote 10 zu treiben.

Schlauch, 1947 in Gerabronn geboren, ist glückliches Mitglied der ersten Nach-kriegsgeneration. Einer unbeschwerten Kindheit ließ er konsequenterweise ein Jurastudium folgen, das er mittels geschicktem Zeitmanagement parallel zum Ende des Vietnamkriegs abschloß. Seit jenen Zeiten allgemeiner politischer Desorientierung ist Schlauch selbständiger Rechtsanwalt. Schlauch ist evangelisch und hält es deshalb für zwangsläufig, sich nach Beendigung selbst der belanglosesten Parteitagsrede als Evangelisten feiern zu lassen.

Seit 1980 ist Rezzo Schlauch Mitglied der Grünen. Nach zehnjähriger Sitzblockade im baden-württembergischen Landtag emigrierte er 1994 in den Bundestag. In den für Alternativpolitiker mörderischen Zeiten der wiedervereinten Kohl-Diktatur hielt Schlauch die Grünen als Fraktionsvorsitzender zusammen (1990-1992); seit 1998 ist er Vorsitzender der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Unter seiner Führung sind die Grünen endgültig zur besten FDP aller Zeiten mutiert. Das hat er nicht zuletzt mit seiner jüngsten, neoliberalen Forderung nach Lohnvereinbarungen zwischen Betrieben und ihren Belegschaften abseits des von Gewerkschaften ausgehandelten Tarifvertrags eindrucksvoll bewiesen. Diesen Eintrag im deutschen Geschichtsalbum macht ihm keiner mehr streitig. Die Fähigkeit, luftleere Sätze in luftleere Räume zu sprechen, wird man ihm auch dort zuerkennen; Aussprüche wie

„Aus bündnisgrüner Sicht brauchen wir weitere mutige und entschiedene Reformschritte, um unser Land von der Geissel der Arbeitslosigkeit zu befreien.“

und  

„Wenn wir es mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ernst meinen, müssen wir eine starke Lobby für die Arbeitslosen schaffen.“

sichern ihm einen Platz auf dem Olymp deutscher Politrhetorik, halblinks von Helmut Kohl und auf gleicher Höhe mit Herrn Westerwelle. Dessen medialer Omnipräsenz steht Rezzo Schlauch in nichts nach. Sie geht sogar soweit, daß Schlauch inzwischen eine Dreiecksbeziehung mit Erich Böhme und Sabine Christiansen nachgesagt wird. Die Berliner Gerüchteküche kocht genauso gern, wie Schlauch selbst auch. Doch stoßen -wie Georg Seeßlen unlängst trefflich bemerkt hat- die semiotischen Möglichkeiten in der Inszenierung eines Grünen, was öffentliche Auftritte angeht, bei Schlauch an ihre Grenzen. Seine fast schon lockere Haltung (Hand beinahe oder variabel auch ganz in der Hosentasche) und sein mittlerweile seriös geformtes Haupthaar trägt er im Selbstverständnis eines lebenden Museums mit mehr oder weniger nachdenklicher Coolness. Rezzo Schlauch wird als Gymnasiallehrermodell eines Menschen, der seinen Lebensentwurf aber auch für sowas von richtig hält, weiterhin sein Unwesen treiben. Daß er dabei vergessen hat, worin sein Lebensentwurf eigentlich bestand, muß verziehen werden. Wer „überall gebraucht“ wird, dem muß man zugestehen, daß er nicht mehr weiß wofür.