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DAS GENOM DER WOCHE Möllemann ist jenes Subjekt aus dem leider unüberschaubar grossem Kreise substanzentbundener Politiker, der mit Hilfe von zwei Händen und zehn Fingern versucht, eine „18“ in jedes sich bietende Kameraobjektiv zu gestikulieren.Was will uns Möllemann damit sagen? Sagen tut er ja viel, aber sagt er auch etwas. Erstmals in der Geschichte der Sprache wollen wir es unternehmen, Antwort auf eine rhetorische Frage zu finden. Nähern wir uns dieser gründlich und fundiert an: Nach Ansicht von Jürgen W. Möllemann ist Bert Brecht der bekannteste Sohn seiner Heimatstadt Augsburg - nach Jürgen W. Möllemann. Dort erblickte ihn am 15. Juli 1945 die Welt. Ein neuer Führer war geboren. Nach altsprachlichem Gymnasium und Wehrdienst bei den Fallschirmspringern der Bundeswehr pädagogiserte Möllemann von 66 bis 69 an der Hochschule Münster; er studierte Lehramt für Grund- und Hauptschule und ist nach irgendwie absolvierter Staatsprüfung auf nachrückende Generationen losgelassen worden. In einer nicht ganz freiwilligen Rückschau bezeichnen ehemalige Schüler der sog. „Wehrsportgruppen Möllemann“ ihren ehemaligen Leermeister als grösste Nullnummer seit Erfindung des Stopfeis. Möllemann hat die Gabe, selbst unverzeihliche persönliche Fehltritte als Meilensteine der Weltgeschichte zu präsentieren. So trat er 1962 in die CDU ein, 1970 in die F.D.P.; seit 1984 ist er assoziiertes Mitglied der Grauen Panther und referiert seither auf Kaffeefahrten ins Sauerland über „Die Zweitnutzung heisser Luft in Heizkissen der Firma Schwätz & Co.“. Politische Leichen pflastern Möllemanns politischen Irrweg. Nacheinander trieb er den liberalen Bezirksverband Westfalen-Nord, die F.D.P.-Landesverband NRW und die Bundes-F.D.P. an den Rand des Abgrunds und auch schon mal einen Schritt weiter. Den Bundestag behelligt er seit 1972 mit seiner Anwesenheit und schockierte die Öffentlichkeit 1982 mit der Annexion des Auswärtigen Amtes in der Funktion des Staatsministers. 1987 bis 1991 war Möllemann Bundesminister für Bildung und Wissenschaft; solche aberwitzigen Geschichten schreibt nur der Kölner Express oder die Politik. Als Stellvertreter des Bundeskanzlers hat Möllemann, der ganz nebenbei den FC Schalke 04 1997 zum UEFA-Pokal führte, Blut geleckt, womit wir uns langsam und extremst verunsichert der Beantwortung der Ausgangsfrage nähern. Wenn Möllemann mit Hilfe seiner Taschenrechners seine Griffel auf 18 hochaddiert, so will er uns damit leider nicht auffordern, genauso viele Löcher in seine schweizer Fallschirmseide zu schnitzen, sondern geht allen Ernstes davon aus, die F.D.P. (flach, dilettantisch und polemisch) mit 18 Prozent aus den nächsten Bundestagswahlen und sich selbst ins Bundeskanzleramt zu führen. Ausreiseanträge erhalten Sie bei Ihrem Aussenminister! Geschmacksprobe aus der rhetorischen Giftküche des Dr. M: Dr. M. in der preisgekrönten Rolle des Martin Luther King Nach so vielen Jahren Politik habe ich einen grossen Traum. Ich möchte, dass unsere, meine FDP nicht mehr gegen den Abstieg kämpft. Ich möchte, dass wir um die Meisterschaft kämpfen. Ich möchte, dass wir auf Sieg setzen, statt auf Platz. Ich möchte, dass wir das Tal der Tränen nie mehr sehen. Ich sehe viele ausserhalb und innerhalb der FDP, die uns dabei gerne helfen wollen. Freunde, enttäuschen wir sie nicht. Tarnen wir Verzagtheit nicht als Bescheidenheit. Werfen wir Vorbehalte und Vorsicht über Bord. Wir haben nur das Kümmer-Dasein des Auch-ein-bisschen-dabei-Seins zu verlieren und alles zu gewinnen.
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