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5 STERNE DELUXE Das Bo 2001, DJ Coolman, Marcnesium und Tobi Tobsen ( v.L.n.R. ) ... Fünf Sterne deluxe sind zu viert und Sie gehen den dritten Weg, was HipHop betrifft. Ihre Sache ist es weder der hiesigen Schlager qua Pop Rap Aufguss in den Mauern von 1998 zu restaurieren. Noch ist es ihr Ding, sich dem heiligen „keep it real“ Kreuzzug anzuschließen, der sich hierzulande so gestaltet als wäre die HipHop Bundeslade von teutonischen Tempelwächtern behütet, die sich für heiliger als KRS-1 halten. Unsere 4 Helden sind notorisch kiffende Ketzer von der Sorte, die lieber ihre eigene Kirche aufmachen: The church of chill, wenn man so will. Den Schlagertypen und den Kreuzrittern wird mit der im Selbstversuch getesteten Substanz „Sillium" gleichzeitig der Brunnen vergiftet. Doof, penetrant & systemkonform die einen; freudlos und abgenudelt die leidigen Debatten der betriebsblinden anderen. Wo es nur noch um die fettesten Beats (die haben andere inzwischen auch) und die halsbrecherischen Reim Skills (die Konkurrenz schläft nicht) geht, lassen Fünf Sterne deluxe es jetzt um größere Ziele gehen: Um Angst vor Behörden. Um Sell Out Exorzismus. Um Freistildenkertum. Und um die Welt. Ein Beispiel: In einer Zeit wo ehemalige Eurotrashkommandos in Amitarnkappen Raprevolution feiern, springen Fünf Sterne deluxe in die frei gewordene Lücke und erobern sich Nachtfieber Terrain zurück: „Discotizer", eine über 110 bpm scharfe Discobombe zündet als Virus im System der Rap Schießergilde und schmeckt als Arschfutter der Big Beat Generation. Dabei ist die Nummer genauso HipHop-immanent wie weiland die Housemusikausreißer der Jungle Brothers („I'll house you") oder von 45 King („Clubscene"). Noch'n Beispiel: Das Dokument einer Pilgerfahrt mit einem Freistildenker aus dem Mutterland. Beatbox Champion und original N.Y. Rap Scherzbacke Biz Markie (Altkumpel der Beastie Boys, von De La Soul und Big Daddy Kane) verbrachte einen virtuellen Urlaub in HH und gemeinsam ging es kopfüber in die Nacht: „Will Smith, Meer Gayne" (Episoden Rap!), auf demselben Sample Riff, das damals „The Symphony" von den Juice Crew All Stars (laut SOURCE bestes HipHop Posse Stück aller Zeiten) zierte. Biz Markie zersingt den Refrain in der Sprache seines Namensgebers Otto Fürst von. So baut man Brücken ab und geht übers Wasser.
Drittes Beispiel: Ein Song über die Crux mit den vielen falschen Freunden, die man als missverstandene Ex-Fun Rapper (der Tobi & das Bo) machte und das Damokles Schwert
des hiesigen Give The People What They Want Hitparaden Imperativs. Was tun Fünf Sterne deluxe: Entertainment from Hell! Sie kasteien die besessene Gemeinde mit einer Discopeitsche namens „HipHop Clowns & Party
Rapperquot;, die aus dem Nebenraum gehört alles das zu sein scheint, was man der Band vorwerfen möchte. Aber Achtung: Als Beatmaschine Tobi Tobsen neulich (im Oktober 1997) in New York weilte, um das vorliegende Album im dortigen D&D Studio abzumischen, brachen sich einige Kollegen den Hals, kopfnickenderweise - Tobsen sammelte Props bei Zeitgenossen, wie DJ Evil Dee von da Beatminerz (Blackmoon u.a.), neben Funkmaster Flex bester D.J. von New York, gerade weil hier ein eigener Weg versucht wird, der trotzdem dope ist. Resultat: da Beatminerz Remix auf der Debüt 12" „Fünf Sterne deluxe" ... oder anders: der „Sillium" Effekt. Es wirkt. Einheimische Kollegen, die schon vorher das Fieber erwischt hatte und die sich auf dem Album verbal als krank outen, sind Hamburgs No.1 MC Jungstar Samy deluxe, mit dem man gemütlich im „penthouse" abhängt und sich ein Stück Tapete als Tüten Filter aus der Wand reißt und der Neu-Hamburger Asi-Metriker Ferris MC (ex- F.A.B.), der irgendwie bei der Geburt von Wu- Tangs Method Man getrennt worden sein muß, vgl. „Sowieso". An anderer Stelle traf man die Beastie Boys unterwegs ins leider proppevolle „Nirvana" zur Audienz beim Dalai Lama. Dann wieder erwacht der Reisende im Feldlazarett der Moderne, wo Bo den Post-Schwindsüchtigen „Schund" aus seinem Tagebuch zum besten gibt und sich unbescheiden der schwedischen Nobelkommission empfiehlt...
Sie merken schon, liebe/r Leser/in, hier geht offensichtlich einiges. An dieser Stelle möchten wir Sie nun ohne weiteres bitten, Ihre Portion „Sillium" einzuwerfen und auf Gastreise zu gehen, während der Körper sich, so haben es die Erfinder ersonnen, gleichzeitig in Bewegung befindet (vgl. „Sillium", das Titelstück). |