Herbert Marcuse, 1898 in Berlin geboren, entwickelte mit Max Horkheimer die kritische Theorie der Gesellschaft und gehört neben Theodor W. Adorno zu den bedeutendsten
Vertretern der Frankfurter Schule.
In seinen einflußreichsten Werken, „Triebstruktur und Gesellschaft“ (1956) und „Der eindimensionale Mensch“ (1964) analysiert der amerikanische Sozialphilosoph
deutscher Herkunft unter der neomarxistischen Perspektive der praktisch-revolutionären Verwirklichung der Philosophie die Stellung des Menschen in der industriellen Gesellschaft.
Marcuse sieht im technischen und wissenschaftlichen Fortschritt einer sich stabilisierenden, ihre eigenen Krisen überwindenden kapitalistischen Gesellschaft die Gefahr
der völligen Unterwerfung des Menschen unter die Sachzwänge von Produktion und Profit. Er versuchte die in Kosumzwang und scheinbarer Bedürfnisbefriedigung verschleierte „repressive Toleranz“ durch psychoanalytische
Aufklärung bewußt zu machen. Mit seinem Aufruf zur „großen Verweigerung“, die er schon in „Vernunft und Revolution“ (1941) proklamierte, wurde Marcuse zum Mentor der Studentenbewegung der 60er Jahre und ihrer
Leitfigur Rudi Dutschke. Er beeinflußte die Neue Linke, der Marcuse eine gesellschaftlich revolutionäre Kraft zuerkannte, die er in „Konterrevolution und Revolte“ (1973) zum Ausdruck brachte.
|